HAIKU - Grundanforderungen an diese Form “japanischer” Kurzgedichte
HAIKU ist Jahrhunderte alt und hatte seine Glanzzeit im 17. und 18 Jahrhundert. Das Gedicht ist so minimalistisch wie die
Wohnverhältnisse im damaligen Feudalstaat Japan. Im japanischen Original bilden17 Laute die einheitliche Basis, im westlichen
Sprachraum werden stattdessen die Silben gezählt. 3 Zeilen mit (in der Regel) 5 - 7 - 5 Silben bilden das formale Gerüst, aber
auch weniger Silben sind möglich. Der Grund: 17 japanische Laute sind in etwa 10 - 14 Silben deutscher Silben.
Die wenigen sonstigen Regeln haben sich im Laufe der Zeit leicht gewandelt, sie seien hier aufgezählt:
•
der HAIKU-Text ist stark der Natur zugewandt, ganz konkret und Gegenwarts-bezogen
•
der Text ist nicht abgeschlossen; der Leser soll es durch eigenes Erleben vervollständgen
•
Gefühl (Subjektives) wird nicht ausgedrückt; sie erschließen sich aus dem Zusammenhang
•
HAIKU enthält kaum Satzzeichen, ist leicht und eher heiter, aber nicht banal
•
der Sprachduktus hat einen Rhythmus, aber kaum Vers oder Reimform
•
der Autor tritt hinter seiner Gedichtaussage zurück (nicht zu künstlich formulieren)
•
in der letzten Zeile ist ein Impuls (Überraschungsmoment) für den Leser enthalten
Arg minimalistisch, dieses HAIKU. Aber es erfüllt die Grundanforderungen.
Maximal 17 Silben und zwar 5-7-5 in drei Zeilen.
Eine Tatsachenbeschreibung in der 1. möglichst aus der Natur.
Einen "HAIKU-Kick" oder Denkanstoß in der 3. und eine Mittelzeile mit Kupplungseffekt, etwas schlicht
formuliert.
Den "Kick" eines HAIKU zu erklären, das zerstört die Entdeckerfreude. Wichtiger Rat: "Sag es nicht!".
Schöner alt
mit
HAIKU
Haiku
Peter Gooß - Darmstadt